Hallo Zusammen,
als Werksanghöriger bekam ich den Connect als 6 Monate alten Firmenwagen sehr günstig. Für meine Zwecke als variabler PKW/Camper muss man mit dem Tourneo Connect aber zu viele Kompromisse eingehen. Ich würde mir den Connect nur noch als Automatik kaufen und hätte meinen Eurovan ( Fiat Ulysse, Peugeot 807, Citroen C8, Lancia Phedra) behslten sollen.
die Sitze am Tourneo Connect nach 6/2018 kann man nach Ausschrauben von 8 Torx 45 ausbauen. Der Einzelsitz rechts und die Doppelbank links haben je 4 Schrauben.
Um an die Schrauben zu gelangen müssen Plastikkappen an den Gelenkfüßen abgezogen werden. Die Sitze haben eine Belegungserkennung für die Airbags. Die Stecker müssen getrennt werden.
Im Cockpit wird dann ein Airbagfehler angezeigt, den man nach jedem Starten mit OK an der Lenkradbedienung quittieren muss. Dann steht der Warnlangtext nicht mehr da, aber das Symbol für den Airbagfehler bleibt. Nach Rückbau der Sitze und verbinden der Stecker ist die Fehlermeldung wieder weg. Wahrscheinlich könnte man den Stecker manipulieren/kurzschließen, damit der nervige Fehler nicht ständig quittiert werden muss. Ich habe da aber nichts ausprobiert.
Nach dem Ausbau der verschraubten Sitze erlischt wahrscheinlich auch deshalb streng genommen die Betriebserlaubnis. Da sind die Connectbesitzer mit den Schnellverschlusssitzen fein raus.
Ja, die Bank ist schwer, der Einzelsitz leicht zu bewegen. Der Ausbau dauert 10 Minuten, der Einbau 15 Minuten. Wer es schneller schafft ist ein Held.
Die Plastikkappen werden den Ausbau 20-50 mal überleben und dann wackeln oder abfallen. Man sieht eh nur die äußeren oder sie erst beim Staubsaugen. M.E. sind sie nur dazu da, die Gelenkfüße optisch zu verstecken und haben keine Aufgabe als Fingerklemmschutz oder die Hacken von Schuhen vor Kratzern zu schützen. Richtig scharfkantig sind da eh keine Bauteile. Wer kleine Kinder hat die hinten herumturnen, sollte die Kappen vielleicht jedes mal wieder montieren. Ich stecke nur die äußeren wieder drauf und habe dann noch zwei der inneren (alle baugleich) als Reserve.
Unschön ist, dass nach dem Ausbau der Sitze an den Laschen zum Einrasten der Hinteren Sitzbefestigung ein Buckel in der Ladefläche bleibt. Das erschwert den Einbau einer Grundplatte für den Camperausbau.
Auch die Fußmulden sind nicht so einfach als Auflager für Einbauten nutzbar und es gibt keine gerade Flucht von Schiebetür zu Schiebetür. Die Mittelkonsole ist für sinnvolle Nutzung, z.B. einer Ausziehküche aus der rechten Schiebetür, einfach im Weg.
Ich wollte mir ursprünglich einen Camper aus meiner Ulysse ("Euro-Van" baugleich C8/807) bauen. Das lohnte sich auf Grund des Alters und Kilometerleistung nicht. Mir erschien der Connect als sinnvolle Alternative, aber bei dem ist ein reversibler Umbau für Wochenendtrips schlechter umsetzbar:
Der Boden ist nicht gerade.
Sitze nur mit Werkzeug demontierbar, schwer und Airbagfehler.
Heck durch monströse Hartplastikverkleidungen schmaler.
Mittelkonsole im Weg.
Trotz Titanium kaum Beleuchtung hinten.
Keine Austellfenster zur Belüftung.
Billige Matetialanmutung.
warum gibt es den Eurovan nicht mehr neu mit Euro 6e.
Was mich begeistert:
Jeder verkaufte Ford Schalter rettet meinen Arbeitsplatz, weil ich für den Zulieferer von deren Getrieben arbeite.
Der Verbrauch lag bei Vollgas um 170 km/h bei bescheidenen 7,0l/100km.
Mit 2 Kajaks auf dem Dach und bei 110-120 km/h bei bescheidenen 6,3 Litern. Der Wagen ist tatsächlich unter 5 l/100 km zu bewegen. (Man müsste den adblue Verbrauch addieren, das ist ja keine unerhebliche Flüssigkeitsmenge).
Das Rumgespiele mit dem Bordcomputer, Entertainment-Gedöns, Tempomat, Verkehrsschilderkennung, Spurhalte- und Abstands- und Kollisionsschnibbeldibumms macht Spaß und vertreibt die Zeit.
Schiebetüren mit elektrischen Fensterhebern (hat VW nicht, ein Eurovan aber schon).
Gut, dass die Schiebetüren nicht elektrisch sind. Alle Bekannte, die so etwas an ihren VWs hatten, hatten Probleme. Mir gehen die elektrischen Türen eh nicht schnell genug auf.
Den Ölfilter kann man nach oben ausbauen, da tropft nichts. Er ist zudem gut zugänglich.
Die Bremsen sind der Hammer!
Wir haben keine Toter- Winkel- Erkennung in den Spiegeln. Aber der Weitwinkelbereich der Spiegel lässt bei richtiger Einstellung wirklich keinen toten Winkel zu.
Was mich sonst noch stört (meist im Vergleich zum wirklich genialen Eurovan und dem Wunsch zur variabelen PKW/Campernutzung):
Ich komme von einem 2.2 l Diesel und muss mich erst an den hoch gelobten Babymotor von Ford gewöhnen. Der Motor muss als Schalter wie ein Rennmotorrad mit 2 Takt- Motor gefahren werden. Unter 1.800 1/min keine Leistung. Schalten erst über 2.400 1/min sinnvoll, damit man nicht unter 1.800 ins Loch fällt. Die Berganfahrhilfe packt ja auch in der Ebene und erschwert das Kupplungsspiel noch und sollte abgeschaltet werden. Sie nervt mehr als sie selten nutzen kann. Ich kann den Motor nur mit Automatik empfehlen, die den Motor immer im richtigen Drehzahlbereich bei Laune hält.
Der Adblue Verbrauch ist nervig. Um 2 Liter auf 1.000 km? (Der Eurovan verbraucht 6l Eolys auf 80.000 km). Der Trichter im Handschuhfach passt nur für Dieselbetankung aus dem Kanister, nicht für den Adbluestutzen. Man muss einen 2. Trichter besorgen und mitführen.
Die Dachrehling lässt nur Querträger zum Klemmen zu. Ich hatte Angst, meine Kajaks zu verlieren. Unwürdig für ein Nutzgerät. Da baut man eine integrierte ckicki-micki Rehling dran, womit man nur ein Ferrero Küsschen mit transportieren kann und innen hat man LKW Ambiente. Die Krallen der Querträger hinterlassen zudem Kratzspuren im Rehlinglack. Man hätte zusätzlich Gewindebohrungen anbringen sollen, dass entsprechende Querträgermontagen auch möglich sind.
Das billige Plastik an den Türverkleidungen und dann noch komische Form der Ablagefächer mit schiefen Flaschenposition.
Billiges Plastik auch hinten. Ich will da ja temporär drin wohnen. Man kommt sich schon vor wie in einem Revell- Modellbaupanzer.
Wer braucht noch 6 Plastiktütenhalter im Kofferraum? Die werden eh verboten.
Unsinnig dicke Radhausverkleidungen, deren Hohlräume man nicht nutzen kann, machen das Heck für temporäre Camperumbauten schmal. Da wären fast 15cm Mehrbreite möglich gewesen. Wer dauerhaft zum Camper umbauen möchte kann die Verkleidungen ja ganz ausbauen. Bei der variabelen Nutzung wie ich das nachen möchte ist der Eurovan besser.
Das Panoramadach lässt sich nicht vernünftig abdunkeln, die Jalousie lässt zum Schlafen unter Laternen oder Morgensonne zu viel Helligkeit durch.
Die Heckklappe ist zu schwer und unhandlich zu bedienen. Beim Eurovan ist sie aus Aluminium und leichtgängig. Hier hätte beim Connect eine elektrische Klappe Sinn ergeben.
Der Aussschnitt der 3. Bremsleuchte in der Heckklappe lässt Regen durchspritzen wenn man auf der Ladefläche mit Beinen nach draußen sitzt. Die Wasserführung vom Dach läuft innen an der Heckklappenzarge entlang auf die Oberseite der Stoßstange und plätschert die Hosenbeine nass. Damit ist das Hecksitzen beim Campen im Regen fast unmöglich.
Das Raumgefühl vorne ist so beengt wie in einem Focus. Bei einem Eurovan oder Espace sind das andere Welten!
Wohin mit dem Autochlüssel? Eine passende Ablagemulde in der Fahrertür wäre schön gewesen.
Ein Verriegelungs-/Entriegelungstaster in der Heckklappe von innen fehlt. Man kann nur über die Schiebetüren aussteigen. Am Schlüssel ein Kofferraumöffner würde schon helfen.
Wohin mit dem Haustürschlüssel? Es gibt in der Tür nur das eine große Ablagefach.
Kein Händiablagefach unten in der Mittelkonsole man muss es im Becherhalter ablegen, der dann keinen Becher mehr aufnimmt. Schließt man mit Kabel über USB an und legt in die Händischale unterm Sync, baumelt das Kabel wie zur Steinzeit über den Bedienelementen rum. Kein USB Anschluss in der Händischale.
Keine einstellbaren Spotbeleuchtungen, weder vorne noch hinten. Hinten gibt es nur eine Flächenlampe.
Keine LED Rückleuchten bei einem 37.000 Euro Auto?
Die Werksjahresreifen sind lebensgefährlich. Der Wagen schiebt bei trockener Straße über die Vorderräder.
Keine ebene Ladefläche bei umgeklappten Sitzen (15 cm!).
Keine ebene Ladefläche bei ausgebauten Sitzen (2 cm Buckel).
Mittelkonsole/ Armauflage nicht verstellbar und beim Camperausbau im Weg. Handbremse zwischen den Sitzen anstelle links vom Fahrersitz. Bei einem Eurovan geht der Boden bis zur Schottwand durch und ich kann meine 2.30m Kajakpaddel durchladen und/oder meine Frau ihren Rucksack/ Handtasche zwischen die Sitze stellen.
An der Frontschürze sind Spoiler die nur wenige cm über dem Boden enden. Bei Schnee oder leichtem Gelände zum Camper werden die abreißen, auch wenn sie zum Wegkkappen bei Berührung konstruiert sind.
Der Connect mit langem Radstand hat nur 10 cm mehr nutzbare Laderaumtiefe und ein paar cm mehr Kopffreiheit. Als ein Eurovan.
Dafür ist ein Eurovan breiter.
So, mehr fällt mir gerade nicht ein. Bin ja auch erst 1000 km und ein paar Tage gefahren. Aber man erkennt schon, dass der Connect und ich keine Freunde werden. Der Connect steht rum und ich fahre zurzeit doch lieber die alte 2004'er Ulysse, trotz rupfender Kupplung und 2 Liter Mehrverbrauch, klappernde Türfutter und viel schlechteren Bremsen......
Nach 6 Monaten darf ich den Werkswagen wieder verkaufen. Einen Custom wollte ich eigentlich nicht, weil man da immer so auf den Fahrersitz klettern muss, aber ich glaube, für meine Zwecke ist der Connect nur bedingt geeignet.
Gruß,
Sor